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Lieber nix für alle...

Foto: Dr. J. Meyer
Im Büroalltag erleben viele Menschen Konkurrenz. Eine Bekannte berichtete kürzlich wie eine Kollegin, die nicht im Homeoffice arbeitete, sich dafür einsetzte, dass alle Kolleginnen im Homeoffice eine Pflichtpause einhalten mussten, die auf die Arbeitszeit angerechnet wurde. Für sich selbst erreicht hatte die Kollegin nichts, außer einer tiefen Befriedigung, dass es nun allen gleich erging, mit fünf Stunden im Homeoffice oder acht Stunden vor Ort.

Der hat aber ein Gummibärchen mehr!


Im Kindergarten läuft das beschriebene Szenario genauso ab, oder, so legt eine neue US-Studie nahe, noch intensiver. Der Verhandlungsgegenstand ist selbstredend ein anderer: "Die darf raus und ich nicht." "Der hat aber ein Gummibärchen mehr als ich." "Ich will auch den großen Bagger."
Eine neue Studie eines Teams um die Verhaltenspsychologin Katherine  McAuliffe von der Universität Yale belegt, dass bereits Vierjährige auf eine Belohnung verzichten, wenn in diesem Fall ein anderes Kind eine höherwertige Belohnung bekäme.

Unfaire Situationen lehnen bereits Vierjährige zum eigenen Nachteil ab.


Das Forscherteam ließ Kinder und Erwachsene Spielsituationen durchlaufen, in denen sie entscheiden mussten, ob sie eine Süßigkeit annehmen, wenn andere mehr bekämen. Die vier bis neunjährigen Versuchsteilnehmer lehnten diese Situation besonders ab und verzichteten auf ihre Süßigkeit. Ältere Kinder und Erwachsene gaben sich dagegen häufiger mit weniger zufrieden und nahmen die unfaire Situation an. Vielleicht nur eine Frage des Verhandlungsgegenstands?


Quelle: McAuliffe, K.,  Blake, R. B., Warneken, F.: children reject inequity because of spite. Dez. 2014.

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